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Impfungen: Ein unbeliebt gewordenes Thema meldet sich massiv zurück!

Dr. Angelika Reitböck

In den letzten Wochen wurde das Thema Impfungen durch akute Erkrankungsfälle von Masern in Österreich wieder einmal neu thematisiert. Das Sozialministerium gab zusätzlich bekannt, dass alleine seit Beginn 2019 in Österreich 31 Fälle von Masern gemeldet wurden, wobei die Bundesländer Steiermark, Salzburg, Tirol und Wien betroffen waren.

Ergänzend dazu ist die Zahl der Masern-Erkrankungen im gesamten Europa enorm gestiegen. Alleine in Europa haben sich im Jahr 2018 zehntausende Kinder und Erwachsene mit Masern angesteckt, gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kürzlich bekannt. Davon verstarb leider auch ein kleinerer Teil der Betroffenen an dieser Erkrankung. Durch die hohe Durchimpfungsrate der vergangenen Jahrzehnte sind viele früher gefürchtete Erkrankungen wie Pocken, Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung vorerst von der Bildfläche verschwunden. Manche dieser Erkrankungen wurden sogar als besiegt und für ausgestorben erklärt. Dies führte im Gegenzug aber zu einer Bedenkenlosigkeit, die in einer zunehmend sich ausbreitenden Gegnerschaft gegen Impfungen jeder Art in den letzten zehn bis 15 Jahren ihre Fortsetzung fand. Erklärte Impfgegner ziehen durch das Land und warnen leidenschaftlich in meist überfüllten Vortragssälen vor deren schädlichen Auswirkungen. Deren Argumente fallen vor allem bei den Menschen auf fruchtbaren Boden, die bereits ein gewisses Misstrauen gegen Medikamente und die Pharmaindustrie entwickelt haben und sich meist auch stark für alternative medizinische Praktiken interessieren.

Gerade in den letzten Jahren haben sich aber die Sicherheit der Impfungen und deren Nebenwirkungsrate sehr verbessert. Rötungen, Schwellungen, Schmerzen an der Einstichstelle oder ein Gefühl, wie bei einem blauen Fleck, können mitunter vorkommen, sind aber harmlos. Ferner sind Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und bei Kindern auch Fieber in den ersten Tagen nach der Impfung möglich. Schwere Impfschäden treten aber äußerst selten auf. Insgesamt müssen wir die meist geringen Probleme nach Impfungen den gesundheitlichen schweren Bedrohungen durch die Krankheiten und deren mögliche Folgeerscheinungen, vor denen wir durch sie geschützt werden, gegenüberstellen. Hier fällt in der direkten Abwägung die Bilanz deutlich zu Gunsten der Impfungen aus. Falls es hier nicht rasch wieder zum Umdenken kommt, werden die aktuellen Erkrankungsfälle in Österreich und Europa nur die ersten Vorboten einer neuen Erkrankungswelle von längst als vergessen geglaubten Erkrankungen darstellen. Warten wir nicht, bis größere Epidemien und viele Erkrankte mit womöglich weiteren Todesopfern auch den letzten Impfgegner zur Besinnung bringen! Es liegt an uns, die Zukunft zu gestalten und es nicht zu größeren Katastrophen kommen zu lassen!

Dr. Angelika Reitböck, Ärztin für Allgemeinmedizin und Fachärztin für Dermatologie in Steyrling und Referentin für Vorsorge- und Gesundheitsmanagement

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