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Dreitagesregel bei kranken Kindern mit Erkältung oder Magen-Darm-Infekt

Primar Dr. Martin Henkel

Wenn Kinder Anzeichen von grippalen Infekten zeigen, sind Eltern oft unsicher, wann und ob sie den Arzt konsultieren sollen oder ob Bettruhe und Hausmittel helfen können. Als Faustregel gilt: Wenn ab dem dritten Tag bei Fieber trotz Gegenmaßnahmen keine Besserung eintritt, ab zum Arzt. Fieber um oder über 39 Grad sollte mit Hausmitteln wie Essigwickel oder Krenkette – eingeweichte Kren- oder Rettichscheiben aufgefädelt und um den Hals gehängt – innerhalb von zwei bis drei Tagen sinken. Beides wirkt durch die Verdunstung wärmeentziehend und so fiebersenkend. Die Temperatur sollte nicht zu rasch unter 38 Grad fallen. Dann entstehen negative Kälteeffekte. 

Die Dreitagesregel gilt auch bei einer banalen Darminfektion mit Erbrechen und Durchfall. Meist wirkt Schonkost wie Reis, Weißbrot, gekochtes Rind- oder Hühnerfleisch. Spätestens ab dem dritten Tag ist normalerweise eine deutliche Besserung merkbar. Ebenso sind Nudelsuppe oder Hühnerbrühe – auch vom Packerl – gut geeignet, der Packerlsuppe nur zehn bis 15 Prozent mehr Wasser zugeben. Schwarzbrot, Bohnen oder Salat vom Speisenplan streichen, das belastet den gestressten Darm.

Wichtig ist, den Flüssigkeitsverlust zu ersetzen. Wasser oder verdünnten Orangensaft schluckweise trinken lassen. Zwei Teelöffel alle fünf Minuten werden meist gut vertragen, ein ganzes Glas auf einmal kommt meist wieder hoch. Besonders bei Babys und Kleinkindern bis etwa eineinhalb Jahren besteht die Gefahr des Austrocknens. Hier lieber kein Risiko eingehen und sofort zum Arzt gehen. Kombiniertes Fieber mit Durchfall nach einem Urlaub im Süden oder in Tropengebieten sofort abklären lassen.

Bei Noroviren, die akute Magen-Darm-Infekte auslösen, hilft nur daheimbleiben, Kinder von Infektionsquellen wie etwa Schule und Kindergarten fernhalten und konsequente Hygiene betreiben.

Ein zentrales, leider oft vergessenes Therapieelement für kranke Kinder ist schlichtweg, ihnen Zeit und Zuwendung zu schenken. Jeder von uns erinnert sich an Kinderzeiten, wie tröstend die Hand auf der heißen Stirn oder wie wohltuend eine vorgelesene Geschichte war.

Primar Dr. Martin Henkel ist Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz.

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