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Diabetiker haben erhöhtes Risiko für eine Polyneuropathie

Oberärztin Dr. Ioana-Cristina Ciovica-Oel

Es ist, als ob Ameisen unter der Haut laufen würden – ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl an den Füßen kann ein erstes Anzeichen einer diabetischen Polyneuropathie sein. Diabetes und Alkohol sind für rund 80 Prozent der Polyneuropathie-Fälle verantwortlich. Experten schätzen, dass 20 bis 50 Prozent der Diabetiker im Lauf des Lebens an einer diabetischen Polyneuropathie erkranken.

Die beste Vorsorge ist eine frühzeitige optimale Einstellung des Blutzuckers. Der erhöhte Blutzucker kann die peripheren motorischen, sensorischen und autonomen Nerven selbst schädigen sowie auch die Blutgefäße, die die Nervenfasern mit Nährstoffen versorgen. Bei jedem Patienten verläuft die Erkrankung anders. Meist handelt es sich um eine symmetrischen Polyneuropathie: Die Symptome werden anfangs vor allem in Ruhe und nachts bemerkt: Kribbeln an Händen und Füßen; brennende, stechende, elektrisierende Schmerzen an den Füßen und Krämpfe in den Waden. Taubheitsgefühl und Überempfindlichkeit auf Schmerzen oder Temperaturunterschiede und starke Berührungsempfindlichkeit werden ebenfalls beschrieben. Betroffene berichten, dass sie die Bettdecke kaum aushalten, weil das so schmerzt. Muskelschwäche an Füßen, Unterschenkeln und Händen sowie Gleichgewichtsprobleme können dazu kommen. Diabetiker sollten zur Vorbeugung eines diabetischen Fußes regelmäßig die Sensibilität ihrer Füße überprüfen (lassen) und schauen, ob sich Blasen, Schwielen oder Rötungen finden. Medizinische Fußpflege ist anzuraten. Nach rund 20-jährigem Bestehen entwickeln bis zu 50 Prozent der Patienten auch eine autonome Neuropathie mit Symptomen wie innere Unruhe, Herz-Kreislauf-Störungen, Schwindel beim Aufstehen; Durchfall, Verstopfung, Inkontinenz, erektile Dysfunktion und Sehstörungen. Wegen der Schmerzempfindlichkeitsstörung besteht das Risiko eines stummen Herzinfarkts, sprich der Patient spürt keine Schmerzen.

Eine optimale und anhaltend gute Einstellung des Zuckerwertes und eine gleichzeitige Änderung des Lebensstils können sehr gute Erfolge bringen. Sinkt der Blutzuckerspiegel kann sich eine Polyneuropathie ohne irreparable Schäden im Lauf von Monaten wieder zurück bilden. Man muss auf eine langsame Senkung des HbA1c-Wertes (Langzeitwert) achten, denn eine zu rasche Senkung würde die Nerven weiter schädigen. Sind irreparable Nervenschäden vorhanden, soll das Fortschreiten verhindert werden. Eine medikamentöse Schmerztherapie ist angezeigt. Je nach Form und Ausprägung helfen physikalische Therapien verschiedene Beschwerden zu lindern.

Oberärztin Dr. Ioana-Cristina Ciovica-Oel ist Fachärztin für Neurologie im Neuromed Campus der Kepler Universitätsklinik in Linz.

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